Dienstag, 9. Februar 2010

Biffy Clyro in der Röhre

In loser Reihenfolge möchte ich mich zukünftig hier mit meinem liebsten Freizeitthema auseinandersetzen: hörenswerter Musik!
Subjektiv, unabhängig, polemisch und ohne Rücksicht auf Verluste und SWR3-Hörer.

Beginnen möchte ich mit einer Band, deren CDs auf jeden Fall von mir in die Kategorie hörenswert eingestuft werden und die sich vor kurzem in der Stuttgarter "Röhre" die Ehre gegeben hat:

Die schottische Band Biffy Clyro.

Musik in Kategorien einzuteilen, halte ich für grundsätzlich problematisch, aber um Vergleiche zu ziehen und den Versuch zu unternehmen, Musik zu beschreiben, wohl leider unvermeidlich. Biffy Clyro sind definitiv eine Rockband, die allerdings zu Pop-Elementen neigt und gelegentlich Anleihen beim hymnischen Stadionrock macht.
Interessant wird die Mischung durch immer wieder eingestreuten überraschenden Tempo- und unkonventionelle Rythmuswechsel. Warum sie öfter mal in die Kategorie härteren Rocks eingestuft werden, bleibt mir persönlich verborgen, auch wenn das eine oder andere Mal Grohl'sche (Foo Fighters) Shouts gnadenlos, aber gut kopiert werden.

Zurück zum eigentlichen Anlass dieses Artikels. Das Konzert in der Röhre.
Konzerte von Bands mit vielen Vorschusslorbeeren sind immer so eine Sache, da die Erwartungen entsprechend hoch sind. Deshalb versuche ich, von Bands die ich noch nicht gesehen habe, möglichst wenig im Vorfeld über deren Live-Qualitäten zu erfahren. Im Falle von Biffy Clyro wurde mir dies leider unmöglich gemacht, da in jeder Publikation über die "voll-nach-vorne-gehenden" Konzerte geschwärmt wurde. Also war doch ein gewisser Erwartungshorizont im Unterbewußtsein verankert, als wir die Röhre betraten. Wie meistens erhöhten wir den Altersdurchschnitt der Konzertbesucher um einige Jahre. Waren aber, wie immer, nicht ganz die einzigen die sich auch im fortgeschrittenen Alter noch zu einem Rock-Konzert einer Band der jüngeren Generation trauten.

Die Vorband Blakfish begann schon, während wir noch mit den 18-25jährigen anderen Konzertbesucher in der Reihe standen, um unsere Jacken abzugeben. Die vier Jungs verschafften sich bei mir mit melodiösem Rock der durchaus härteren Gangart Respekt und könnten es sogar in unser CD-Regal schaffen, zumindest muss ich mir das bei Gelegenheit noch mal genauer anhören (wer das noch tun möchte der kann das hier tun: www.myspace.com/blakfish)

Die Röhre war ausverkauft und entsprechenend voll und eng wurde es, als der Auftritt der Hauptband immer näher rückte. Und dann ging's los!!! Zumindest versprach der Auftakt von Biffy Clyro dies, was allerdings nach dem brachialem Gitarrengewitter und dem urschreimäßigen "Gegrohle" (siehe oben) folgte war ein maximal mittelprächtiges Konzert, bei dem die Songs runtergerissen wurden und durch viel Gepose und nacktem Sänger-Oberkörper aufgepeppt werden sollte. Aber sorry, und jetzt muss ich aufpassen, nicht in die Sozialkritik abzurutschen, was zu meinem Erstaunen bei den Kiddies zu sehr aggressivem Pogo-Gehopse und ekstatischen Gesichtausdrücken langte, reichte bei mir nur zu ein bißchen Fusswippen und dem ein oder anderen rythmschen Heben und Senken des Kopfes. Viel zu oberflächlich mit wenig Substanz und ohne Mitzureißen spielten die Jungs ihr Repertoire herunter ohne wirklich "nach-vorne-zu-gehen". Das überkandidelte Gepose des Sängers verleitetet mich ein bißchen zum Fremdschämen und zu großem Unverständnis, wie dies von einem großen Teil des jungen Publikums frenetisch aufgenommen wurde. Musikalisch solide, aber wenig variantenreich wurde das Konzert zu Ende gebracht. Denke ich zumindest, denn es war erst das zweite Konzert, dass ich noch während der Zugabe verlassen habe. Schade, aber Biffy Clyro bringen den Esprit und die Qualität ihrer Studioalben leider nicht auf die Bühne.

Nun kann man der Meinung sein, dass der alte Sack einfach nicht mehr zu solchen Konzerten gehen sollte, weil der nicht mehr begeisterungsfahig genug ist, um voll dabei zu sein. Dem kann ich nur entgegen halten, dass ein Jahr zuvor die Röhre wirklich gebrannt hat, als die Sterophonics die Halle rockten und da blieb es auch bei mir nicht nur dabei mit den Füssen zu wippen...

Anspieltipps:

http://www.youtube.com/watch?v=nH-0YPmG76A

http://www.youtube.com/watch?v=mgpbzVOeXf0&feature=related