Montag, 7. März 2011

Xing als Plattform für NPD-Mitglieder?

Ohne "Social Media" geht derzeit nichts mehr. Wer nicht "drin" ist, ist "draußen". Ob privat oder kommerziell – jede Darstellungsform ergibt mutmaßlich eine Vielzahl an Multiplikatoren. Der Betreiber von Deutschlands größtem Business-Netzwerk, die Xing AG aus Hamburg, erreichte nach eigenen Angaben bereits Mitte September 2010 die Marke von 10 Millionen registrierten Mitgliedern. Berufstätige aller Branchen vernetzen sich auf Xing und tauschen sich online in über 45.000 Fachgruppen aus oder treffen sich persönlich auf Xing Events.

Eine dieser Fachgruppen widmet sich dem Interessenschwerpunkt „Politik“. Nun möchte man annehmen, dass sich dort in lockerer Runde über demokratische Prinzipien und Werte diskutieren lasse. Bei rund 10.000 Mitgliedern in der Politik-Gruppe sollte dies auch problemlos machbar sein. Jedoch mutet es fast grotesk an, dass auf der einen Seite bundesweit Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen, in dieser Gruppe dagegen dem Beitrittsgesuch eines NPD-Mitglieds stattgegeben wird und sich dieses fröhlich parlierend äußert und Feedback bekommt. Nun mag man trefflich darüber streiten, wie in einer Demokratie eine rechtsextreme Orientierung, wie die NPD sie vertritt, zu werten ist und ob die Xing AG sich als „social network“ eindeutig gegen rechts positionieren sollte.

Es ist dennoch zu hinterfragen, was einen NPDler dazu bewegt, sich in einem sozialen Netzwerk anzumelden, welches sich perfekt auf dem Parkett der Globalisierung bewegt und diese minutiös forciert. Entweder hat der gute Mann da etwas falsch verstanden oder die NPD ist über Nacht zum Fremden- und Globalisierungsfreund geworden. Es könnte natürlich auch sein, dass der alte Mann auf seine alten Tage ein paar Newbies rekrutieren möchte, ein Schelm, wer Böses dabei denkt, müsste er doch bei der Kontaktaufnahme damit rechnen, auf Menschen mit Migrationshintergrund oder gar auf Nicht-Deutsche zu treffen. Ob das gewollt ist? Möglicherweise dachten sich die Moderatoren der Politik-Gruppe, „jeder Jeck ist anders, der wird sich schon selbst ins Aus schießen“. Wenn dem so wäre, ist die Rechnung aufgegangen. Karnevalssitzungen sind was für senile Bettflüchtige und an beidem – Sitzungen und Flüchtigen – scheint es in der NPD nicht zu mangeln.

http://www.xing.com/net/politik
http://www.xing.com/net/politik/vorstellungsgesprach-4136/
http://de.wikipedia.org/wiki/Per_Lennart_Aae

ERGÄNZUNG: Mit Datum vom 08.03.10 informierte mich Klaus Wiesmüller, Mitmoderator der Politik-Gruppe und Xing Community Manager, darüber, dass die Gruppenmitgliedschaft des NPD-Mitgliedes am 04.03.10 nach Bekanntwerden des rechtsradikalen Hintergrundes beendet wurde. Fluch und Segen der Xing-Technik: nach wie vor ist der Vorstellungsthread des Herrn abrufbar und es darf darüber gelacht werden. Herzlichen Dank für die eindeutige Position von Xing und der Politik-Gruppe.


(c) Daniela Röcker 2011